Communism

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Samstag, 16. Januar 2016

Das Elend hinter dem Phänomen Trump



Wir müssen uns Björn Höcke gerade als einen glücklichen Menschen vorstellen. Voller Freude und Elan, geradezu verzückt, dabei aggressiv und siegessicher, präsentierte er sich in der letzten Woche. Oder wie es in dem kürzlich erschienenen brutalen Focus-Artikel hieß: "mit glühendem Sendungsbewusstsein". Hier in Sachsen-Anhalt steht die Wahl bevor, und die AfD steht bei Umfragen bei 15%. Gleichzeitig ist auch im konservativen Establishment in den letzten Tagen spürbar ein Schalter umgelegt worden. Es geht nach rechts.

Weil ich demnächst den Wahlkampf hier in Sachsen-Anhalt verfolgen will, habe ich es mir angetan und zwei Reden von Björn Höcke aus den letzten Tagen angehört, eine in Merseburg gehalten, die andere in Erfurt. In Merseburg sagte er etwas sehr interessantes: Er redete davon, dass Deutschland in Wirklichkeit gar kein reiches Land sei. Dass viele Familien an Armut leiden, dass es ihnen selbst an genügend warmen Mahlzeiten fehlt. Dass der Staat zu wenig investiert. Und dass aber 900 Milliarden Euro angeblich für Flüchtlinge ausgegeben werden könnten. Ich will jetzt nicht fragen, wo er diese Zahl her hat, aber man muss bedenken, was er da ausdrücken wollte. Natürlich ist die AfD keine soziale Partei, ganz und gar nicht. Aber (es ist so offensichtlich) nur in abgehängten, resignierten, und von traditioneller linker/sozialer Politik enttäuschten Arbeiterschichten können rechte Parteien eine Massenbasis finden - auch wenn es eine Massenbasis für die Verachtung der Schwächeren und die Anti-Solidarität ist. Und gerade in "Mitteldeutschland", ehemals ein industrielles Zentrum des Landes und immer noch voller Zeichen des vergangenen Reichtums, lässt sich daraus ein mächtiger nationaler Erweckungsmythos stricken: Unsere große Zeit muss wiederkehren.

Das gilt auch für Amerika. Hintergrund des Phänomens Donald Trump ist die Verrohung weiter Teile der ehemaligen Mittelschicht. Und was sie so verrohen lässt, ist eben diese Tatsache, dass es eine ehemalige Mittelschicht ist, mit keinerlei Aussichten, je noch wieder etwas an ihrer Lage verbessern zu können. Und ohne Vertrauen, dass sich traditionelle politische Eliten überhaupt für sie interessieren. Einen konkreten Fall eines verarmten, vom zynischen Wohlfahrtssytem der USA ins absolute Elend gestürtzten weißen, älteren Mannes beschrieb vor kurzem Matt Bruenig. Es ist eine Geschichte, wie sie sonst nur in Statistiken auftaucht (über durch medizinische Notfälle verursachte Privatinsolvenzen etwa), die aber greifbar macht, was für eine Frustration und fehlgeleitete Wut Leute dazu bringt, jemanden wie Trump (und Höcke) zu unterstützen.

Und vor allem: Wie sehr man erst den Leuten einbläuen muss, dass es für ihre Probleme keine Lösung gibt, weil für sie kein Geld da ist, bevor sie auch anfangen das zu glauben, und sich im unmittelbaren Verteilungskampf mit den Fremden sehen. Bruenig schreibt:
He explained further that the bank bailout is just one part of a broader problem with the way the government spends money. Specifically, he thinks it spends too much money on foreign aid, refugees, and immigrants, when it should be spending it on struggling veterans, seniors, needy children, and those who cannot work. He also confirmed that he is, at least in some respects, a social conservative and that he believes abortion is murder. In the 2016 campaign, he says he wants a Trump and Cruz ticket and he doesn’t care who leads it. 

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